Was hat die deutschsprechenden Katholiken in Ottawa und Umgebung veranlaßt, eine Pfarrgemeinde zu gründen und eine Kirche zu kaufen.

Ausschnitte aus einem Brief von P. Prof. Dr. Clemens Stroick, OMI an den damaligen Erzbischof von Ottawa, Joseph-Aurèle Plourde.


10. November, 1967

Exzellenz!


Seit 1951 übe ich die Seelsorge unter den deutschsprechenden Katholiken aus. Es geschah dies nicht aus eigener Initiative, sondern auf Bitten der Apostolischen Delegation, daß ich diesen Dienst neben meiner Vorlesungstätigkeit als Professor der Universität Ottawa übernommen habe. Im Laufe der Jahre habe ich beobachtet, daß die religiöse Lage der mir anvertrauten Einwanderer sehr peinlich und schwierig ist und daß viele von ihnen der katholischen Religion gegenüber gleichgültig geworden sind oder daß sie sogar ganz die religiöse Praxis aufgegeben haben.


Um mich in der Seelsorge unterstützen zu lassen und um die Laien zu aktivieren, habe ich vor drei Jahren durch die Mitglieder unserer Gruppe ein Komitee von zehn Personen wählen lassen, die für unsere Tätigkeiten verantwortlich sind. Dieses Komitee hat im September die Absicht geäußert, die Kirche der Heilsarmee, 416, Parkdale Avenue, die zur Zeit zum Verkauf angeboten wird, zu kaufen, unter der Voraussetzung, daß die kirchlichen Behörden die Gründung einer deutschsprachigen Pfarrei und den Kauf der Kirche billigen. Dieses Komitee hat mich ebenfalls gebeten, zu dem Zweck die notwendigen Schritte zu unternehmen. Ich habe sofort mit MSGR. Larivière, dem Prokurator der Erzdiözese, Kontakt aufgenommen, und er hat mir gesagt, daß er persönlich keine Einwände gegen dieses Projekt habe, wenn folgende Bedingungen verwirklicht wären...


...Eine genügend große Zahl künftiger Pfarrmitglieder und die Möglichkeit, den Kauf der Kirche, ihre Instandhaltung und den Unterhalt des Klerus zu finanzieren. Am Tage nach meiner Unterredung mit Msgr. Larivière hat er, nachdem er mit Ihnen Rücksprache genommen hatte, die Zusicherung gegeben, daß Ihre Haltung dieselbe sei, die er geäußert habe, und daß ich also voran gehen könne...


...Nur ganz kurz will ich einige Gründe aufzählen, die mit der Gründung einer deutschsprechenden Pfarrei und den Kauf einer einer Kirche zu rechtfertigen scheinen:

 

• Die große Zahl deutschsprechender Katholiken in Ottawa. Nach den letzten offiziellen Statistiken aufgrund der Volkszählung von 1961 belief sich die Zahlder deutschsprechenden katholischen Einwanderer in Ottawa auf 3351. In dieser Zahl sind nicht die katholischen Immigranten aus Österreich und der Schweiz und den Ländern des Balkans, die ebenfalls deutsch sprechen, eingeschlossen....
• Die deutschsprechenden Katholiken sind mehr als andere Volksgruppen bedroht, ihren Glauben zu verlieren und zum Protestantismus, besonders in der lutherischen Konfession, überzutreten...
• Die geforderten Vorbedingungen für die Gründung einer Pfarrei deutscher Sprache und den Ankeuf der Kirche der Heilsarmee, die $60,000 kostet, sind verwirklicht...

Exzellenz, zum Schluß möchte ich Ihnen nochmals sagen, daß ich die Überzeugung habe, daß die Gründung einer Pfarrei und der Kauf einer Kirche für die deutschsprechenden Katholiken und für die gesamte katholische Kirche in Ottawa eine Wohltat ist. Und ich habe die feste Hoffnung, daß Sie Ihr ganzes Wohlwollen dem Heil der Seelen der deutschen Volksgruppe zuwenden werden... (Ende des Ausschnittes)





Die St. Albertus-Kirche wurde am 15. September 1968 durch Erzbischof Joseph A. Plourde feierlich eingeweiht.